Aktualisiert am 18. März 2013
«In bester Foucault’scher Tradition», urteilt Deutschlandradio Kultur über das neue Buch von Heinz-Jürgen Voß. Fazit: «Was Menschen tun und wer sie sind, im Bett und anderswo, kann auf so viele Weisen gedacht und interpretiert werden, wie es Kulturen auf der Erde gibt. Homo, hetero, bi – diese und andere starre Zuschreibungen werden eines Tages ebenso von kulturellen Wandlungsprozessen verschlungen werden, wie sie daraus hervor gegangen sind.» (Die vollständige Rezension ist hier nachzulesen.)
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• Heinz-Jürgen Voß: Biologie & Homosexualität – Theorie und Anwendung im gesellschaftlichen Kontext, Lektorat: Salih Alexander Wolter, Münster 2013: Unrast Verlag, 87 Seiten, broschiert, 7.80 €. ISBN 978-3-89771-122-8. Direktlink zur Verlagsseite für das Buch hier.
Ankündigungstext:
Das Konzept «Homosexualität» entstand im 19. Jahrhundert und ist eng mit Biologie und Medizin verwoben.
Vor dem Hintergrund der massiven staatlichen Verfolgung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen in europäischen Ländern argumentierten Menschen, die für Straffreiheit stritten, mit der «Natürlichkeit» gleichgeschlechtlichen sexuellen Tuns. «Von Natur aus» gleichgeschlechtlich begehrend, dürften die so handelnden Menschen nicht bestraft werden. Auch die Gegenseite argumentierte biologisch-medizinisch. Beide Richtungen trugen damit dazu bei, dass «Homosexualität» als Konzept etabliert und Biologie und Medizin zu bestimmenden Instanzen über die Legitimität sexuellen Handelns wurden.
Ausgehend von der Genese des Homosexualitäts-Diskurses erläutert der Biologe Heinz-Jürgen Voß die damit verbundenen biologischen Theorien. Dabei stehen Theorien der Keimdrüsen- und Hormonforschung, der Genetik, Neurobiologie und Evolutionsbiologie sowie ihre jeweiligen Methoden im Fokus. Der Autor arbeitet heraus, dass die Forschung vielfach von dem Ziel geleitet war, gleichgeschlechtliches sexuelles Begehren auszulöschen. Die Grenzen zu Menschenexperimenten wurden dabei auch noch nach 1945 überschritten.
Da Homosexualität 1991 aus der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) gestrichen wurde, bietet sich aktuell das Potenzial, auch die Forschung neu – ohne diskriminierende Vorannahmen – auszurichten.