Zuletzt aktualisiert am 1. Oktober 2013
Ein Band, in dem «die Beschreibung gesellschaftlicher Verhältnisse stets um die Handlungsebene zur emanzipatorischen Entwicklung von Politik ergänzt» wird. Heinz-Jürgen Voß in kritisch-lesen (Direktlink zur Rezension)
«Bei der Auslagerung von Homophobie wie von Antisemitismus zu Menschen, die als migrantisch und/oder muslimisch identifiziert werden, spielen schwule Meinungsbildner seit den 1990er Jahren eine wichtige Rolle. Der Zentralrat der Juden in Deutschland wird nicht müde, auf die Gefahren des antimuslimischen Rassismus und auf gemeinsame Interessen hinzuweisen, wie etwa in den Debatten um das Kopftuch oder die Beschneidung von Jungen. Demgegenüber bedient sich die ‹Community› einer Rhetorik gemeinsamen Leids mit ‹den› Jüd_innen, um eine strukturell rassistische und antisemitische Dominanzgesellschaft in ihren Grundfesten zu bestätigen. Indem sich der deutsche Homonationalismus positiv auf das ‹geläuterte Deutschland› bezieht, bewirkt er – gewollt oder ungewollt – vor allem eine Deutschwaschung der schwulen Szenen.» Koray Yılmaz-Günay/Salih Alexander Wolter (Wer MACHT Demo_kratie?, S. 73)
Im Juni 2013 erschien bei der Edition Assemblage der Sammelband Wer MACHT Demo__kratie? Kritische Beiträge zu Migration und Machtverhältnissen, hg. von Duygu Gürsel, Zülfukar Çetin & Allmende e. V. (256 Seiten, broschiert, 16.80 €, ISBN 978-3-942885-34-8, Direktlink zur Verlagsseite für diesen Titel hier). Er enthält Beiträge von Martina Benz, Houria Bouteldja, Zülfukar Çetin, Safter Çınar, Juan Pablo Díaz & Pablo Hermann & OKK (Organ Kritischer Kunst), Gaston Ebua, Urmila Goel, Ramon Grosfoguel, Duygu Gürsel, Cağrı Kahveci, Christiane Mende, Stephen Sulimma, Vassilis Tsianos, Ulu Turgay, Women in Exile sowie Koray Yılmaz-Günay & Salih Alexander Wolter. Deren Essay Pink Washing Germany? Der deutsche Homonationalismus und die «jüdische Karte» wurde auch online veröffentlicht (Direktlink zum vollständigen Text). Eine gekürzte Fassung davon brachte vorab die ZAG – Antirassistische Zeitschrift, Heft 63 (Direktlink zum Beitrag).
Am 17. August 2013 fand beim Berliner Festival gegen Rassismus ein gut besuchter Workshop zum Buch mit Herausgeber Zülfukar Çetin und den Autoren Safter Çınar, Turgay Ulu und Salih Alexander Wolter statt. Letzterer und Koray Yılmaz-Günay diskutierten ihren Beitrag auch mit den zahlreichen Gästen, die sich am 20. September 2013 zur offiziellen Buchvorstellung bei Allmende in Berlin-Kreuzberg eingefunden hatten. Die erste Würdigung des Sammelbands, dem es in besonderer Weise gelingt, «Aktivismus und theoretische Reflexion miteinander zu verbinden», gab es auf dem Mädchenblog (Direktlink zur Rezension). Für kritisch-lesen bespricht Heinz-Jürgen Voß das Buch und geht dabei ausführlich auf die Beiträge von Vassilis Tsianos und Yılmaz-Günay/Wolter ein, die jeweils die Beteiligung von weißen «Mittelschichts-Schwulen an rassistisch und klassistisch ausgrenzender Politik» analysieren (s. Link am Anfang dieses Artikels).